Momentan ist mein Leben ein Element of Crime Lied.
Das sage ich nicht nur, weil es sich gut anhört, ich sage es, weil es wahr ist. Wahr und gut und
schön. In Nächten, die wenig mit Kreuzberg zu tun hatten, denn schließlich war ich hier in Konstanz tippte ich folgende 3 Worte ein: Element of Crime. Man schlug mir eine Menge Lieder vor, Lieder die mir nichts sagten, denn ich kannte sie ja noch nicht. „Ein Hotdog unten am Hafen“. Sven Regener alliteriert also und ich klickte ihn deswegen in dieser Nacht an. Ich klickte auch nicht mehr weiter, ich saß und hörte und fasste einen der schönen Gedanken, die man mit sich trägt, ab und zu rausholt, den Staub abwischt und ihn wieder ins Herz zurücksteckt: „Warum eigentlich nicht einen
Hotdog am Hafen in Hamburg essen?“ und woher kam eigentlich diese angenehm schmerzende Melancholie?
Nach Halle wollte ich eigentlich fahren. Halle war der Startpunkt einer Reise in der ich einfach weg wollte. 677 km zwischen mir und den Zweifeln. Zwischen mir und dem Versagen. Zwischen mir und dem großen Berg der vor der Wahrheit stand.
Eigentlich war es von Halle nicht weit nach Berlin und von Berlin war es nicht weit nach Hamburg. Wahrscheinlich ist dies die Taktik für den zweifelnden Reisenden, der will, sich aber nicht traut.
Und warum eigentlich nicht einen Hotdog am Hafen in Hamburg essen?. Eben. Warum nicht. So saß ich in dieser Nacht mit der größtmöglichen Aufregung in der Dunkelheit und hatte diese Idee auf mein Inneres losgelassen und spürte wie sie gerade Mauer um Mauer stürmte bis ich einige Stunden später beschloss, dass ich eines Tages genau diese Geschichte erzählten wollte, dass ich wegen eines Liedes einer Band nach Hamburg gefahren wäre. Mehr hätte mich nicht interessiert und so stand er fest: der Name meiner Reise.
Heiße Schokolade in Halle, ein Bier in Berlin und einen Hotdog unten am Hafen in Hamburg.
Das Auto fraß Autobahn am Tag der Abfahrt und das Radio suggerierte eine Gefangenschaft in einer Zeitschleife in der kontinuierlich die gleiche Musik lief. Toilette hieß nun Sanifair und Bockwürste waren zu teuer und schmeckten sowieso nicht, weswegen man sie gar nicht erst kaufte.
Eine Raststätte, viele Namen und Geschichten für die ich keine Zeit hatte, ich war unterwegs meine eigene Geschichte zu suchen. Einen ganzen Tag fuhren wir in die Wolken, die sich im Osten aufgebaut hatten oberhalb der weiten Felder mit dem mittelgrünen Weizen. Wir kamen vorbei an der Bank am Klärbecken an der Autobahn und an Groß und Kleinkugel und an Baumalleen in Halle-Deutzsch bis wir irgendwann das Abendrot durch den Roten Horizont substituierten, einem Café, in dem mir die Kellnerin eine heiße Schokolade brachte, so mächtig und opulent, dass ein Viertel in der Tasse verbleiben musste, während ich mein Nachtquartier in einer Seniorensiedlung bezog zwischen 9 Samtkissen und einer besorgniserregenden Auwahl an Kuscheltieren auf einer typisch gemusterten Couch.
Schlaf:2.22-4.44 Uhr. Ich wartete in der Dunkelheit auf die letzten warmen Tage in Berlin.
Berlin-Südkreuz. Berlin-Hauptbahnhof. So würden kummulierte Autobahnraststätten aussehen, 5 Etagen um immer das gleiche zu sagen.
Mein Hotel lag im Osten und meine Nerven ziemlich blank während die S-Bahn mich zur Warschauer Brücke brachte und ich erst einmal oben an der Brüstung stand, mir eine Zigarette anzündete und den Rauch mit einem Grinsen ausblies während ich auf den Fernsehturm blickte.
Berlin-Südkreuz. Berlin-Hauptbahnhof. So würden kummulierte Autobahnraststätten aussehen, 5 Etagen um immer das gleiche zu sagen.
Mein Hotel lag im Osten und meine Nerven ziemlich blank während die S-Bahn mich zur Warschauer Brücke brachte und ich erst einmal oben an der Brüstung stand, mir eine Zigarette anzündete und den Rauch mit einem Grinsen ausblies während ich auf den Fernsehturm blickte.
Da war ich wieder in Berlin und nervös. Nervös weil der zweite Teil meiner Reise ein Bier beinhaltete, ein Bier mit einem Typen, den ich gar nicht so gut kannte, aber mit dem ich bereits geweint und eine betrunkene Nacht am Telefon verbracht hatte. Ich mochte ihn. Er mochte mich. Mehr war da nicht zu dem Zeitpunkt. Ich war trotzdem nervös. Vielleicht würden wir uns betrinken
und Sex haben. So genau wusste man Dinge nie.
und Sex haben. So genau wusste man Dinge nie.
Ein Biergarten auf einem alten Fabrikgelände war der Treffpunkt und mein erster Gedanke muss ein lapidares „warum eigentlich nicht“ gewesen sein. Gefolgt von der Feststellung, dass mich gerade unglaublich freundliche Augen anschauten und ich mich umdrehen wollte um zu gucken ob der freundliche Blick wirklich mir gelten konnte. Ein angenehmer 3-Tage-Bart, diese Augen und Lachen.
RevalerStr.Simon-Dach-Str., Irgendeine andere Straße und davon viele, Pizza und der Berliner Straßenhund auf Kopfsteinpflaster. Wohlfühlen unter freundlichen Augen. Die Neugier wie sich eine weitere Umarmung anfühlen würde und keine Ahnung haben wie und ob man das überhaupt sagen könnte.
Wortlose Unterhaltung in der S-Bahn, Transitliteratur, Erstaunen, dass er meinem
Springen
von
Wortfetzen
der vorbeiziehenden Leute folgen konnte und immer wieder diese Augen.
Bier das irgendwann zu wirken begann und Neugier was nun passieren würde. Nichts und leichte Enttäuschung und eine S-Bahnfahrt zum Hauptbahnhof gefühlt um 4 Uhr Morgens wo die Kräne noch arbeiteten und erstaunlich viele Menschen unterwegs waren, während wir schlechten Kaffee und gute Aussicht hatten.
Wortlose Unterhaltung in der S-Bahn, Transitliteratur, Erstaunen, dass er meinem
Springen
von
Wortfetzen
der vorbeiziehenden Leute folgen konnte und immer wieder diese Augen.
Bier das irgendwann zu wirken begann und Neugier was nun passieren würde. Nichts und leichte Enttäuschung und eine S-Bahnfahrt zum Hauptbahnhof gefühlt um 4 Uhr Morgens wo die Kräne noch arbeiteten und erstaunlich viele Menschen unterwegs waren, während wir schlechten Kaffee und gute Aussicht hatten.
In der Nacht lag ich wach, in meinem kleinen Zimmer mit dem Einzelbett, der Schreibtischlampe und dem pathetischen Einsamkeitsanfall. Alleine in großer Stadt. 3 Finger hoch der Gin, den ich nicht hatte, dafür das Bedürfnis in den Arm genommen zu werden.
Der neue Tag vertrieb die Fledermäuse meiner fragilen Stimmung und die Umarmung die ich mir gewünscht hatte ließ mich verwirrt am Geldautomaten stehen mit einem Kribbeln am ganzen Körper und zwischen den Beinen und in meinem Gehirn.
Was war das jetzt genau? Ich musste an„Die Sehnsucht die ich rief“ denken und in mich hinein lachen während die S-Bahn einfuhr, die uns im Laufe des Tages zum Friedhof der Koinzidenzen bringen sollte.
Cut. Schnitt. Mein dein Tag war schon zu unserem ersten gemeinsamen Urlaub geworden, eine Formulierung über die wir beide lachen mussten. So zogen wir los um das Grab von Ulrike Meinhof zu suchen, das ich 10 Jahre zuvor bereits erfolglos gesucht hatte und um herauszufinden wie sich weitere Umarmungen anfühlen würden am unscheinbaren Grab der deutschen Topterroristin.
Leer war es auf dem Friedhof und voll in meinem Kopf der an seine Schulter lehnte und ich wusste wir würden uns küssen wenn ich den Kopf heben würde. Lange lehnte ich, bis wir uns in die Augen schauten, die wir erst nach 2 Stunden wieder öffneten und feststellten es war Abend geworden und kalt.
S-Bahn, hektisches Duschen, immer noch nichts gegessen haben, wieder Bier in Berlin, ein erster zaghafter Begrüßungskuss, mehr Bier, andere Menschen, Federweißer auf der Straße und Küsse, das erste Mal in der fremden Wohnung, knarrende Dielenböden und ein knarrendes Telefon, das mich in eine Realität zurückholte, in der ich in der Wohnung eines fremden Typen war, der sich nicht mehr fremd anfühlte während mein Freund sich Sorgen machte, ob der große Moloch Berlin mich verschluckt hatte. Hatte er. Irgendwie.
So lagen wir gemeinsam unter der Decke, furchtbar schüchtern und fühlten uns als wären wir die besten Freunde und lachten wenn Sven Regener sang
„und zum Abschied ein bisschen Gefummel hinter der Tür“
Wir lachten einige Male über diese Zeile, die sich wiederholte, während wir uns in den Armen lagen und ich hatte das Gefühl jede Umarmung wäre nicht genug, nicht nah genug, drückte nicht die überschwenglichen Gefühle aus die ich in diesen Momenten hatte, bis es 4 Uhr Morgens wurde. Richtiges 4 Uhr Morgen.
Noch ein Tag Berlin für all die Geschichten die ich sammeln wollte führte mich nach Charlottengrad zu Erika, die ich im russischen Imbiß traf und die ihr Essen mit mir teilen wollte und auch ein bisschen den Kummer den sie hatte und die mich für eine Viertelstunde zu einem Teil ihrer Lebensgeschichte machen wollte, bevor sie den Gang ins Krankenhaus antreten musste, wo sie operiert wurde. Ich ließ mich weiter treiben und traf Nikos, den griechischen Sozialpädagogen, der in Berlin arbeiten wollte aber nur Einladungen aus München bekommen hatte und mir seine Liebe zur Stadt gestand, während wir beide unterwegs durch den Tiergarten liefen von einer Papstabsperrung zur nächsten.
In Gedanken war ich wieder auf dem Kopfsteinpflaster in Friedrichshain. Der letzte Abend bevor ich weiterreisen musste und es überhaupt nicht wollte, während ich in seinen Armen lag und feststellte, dass die Freundschaft von Gestern sich Heute nach so viel mehr anfühlte. Ein Lied und noch ein Lied und immer weniger Lieder würden wir zusammen hören, bis wir beschlossen gemeinsam nach Hamburg zu fahren. Fremde die Freunde geworden waren und sich diese Erfahrung teilen wollten. Um 5.55 ging der Zug.
Es war dunkel draußen, während wir durch die Landschaft fuhren.
Jeder Blick ein Versuch, jedes Wort ein Tonnen-Gewicht.
Ein paar Tage sinds erst, dass wir beide uns fanden.
Ganz leicht, ganz leicht wird es nicht.
Und dennoch, was solls?
Und dennoch, was solls?
Und dennoch, was solls?
Warum was verschrein?
Ich weiß noch genau, wie wir beide vor Sehnsucht verbrannten.
Ganz leicht, ganz leicht muss es nicht sein.
Und ich konnte den langsamen Weg einer Träne verfolgen, die ihm aus dem Auge kullerte und ich antwortete mit einer anderen Träne bis sich alles auflöste und nur noch ein Tränenbokeh blieb, irgendwo dort oben in Norddeutschland in einem Zug der sich gerade Hamburg näherte. Einer Stadt in der ich noch nie war und die ich jetzt unter den wunderlichsten Umständen zum ersten Mal in meinem Leben besuchen würde, während wir beide uns ununterbrochen in die Augen schauten und für diese Fahrt alle Brücken zum restlichen Leben gekappt hatten, so dass es nur noch uns und diesen Moment gab. Und ich wollte mehr als eine Schleusenbekanntschaft sein.
Hamburg war kalt, aber ich war nicht alleine. Hamburg war eine Fahrt zu den Landungsbrücken und das ohnmächtige Gefühl, dass die Zeit bald verstrichen sein würde, während wir nebeneinander auf zwei Pollern am Hafen saßen und einen Hotdog aßen, der gar keiner war. Aber das war nicht wichtig in den letzten verbleibenden Minuten in denen wir den Wellen vor Elbe 17 zuschauten und in denen ich mich für einige Minuten verlor.
Ohne dich will ich nicht, mit dir kann ich nicht sein.
Eine rote S-Bahn nahm ihn schließlich mit, die sich nicht darum kümmerte dass wir unsere Hände von beiden Seiten auf die Glasscheibe der Tür gelegt hatten und das wir beide einen Kronkorken in der anderen Hand hielten als Erinnerung.
Drüben am Horizont verschwindet eine Landschaft, ein Schnitt in die Brust ist der Abschied.
Lange sah ich dem Zug hinterher, bis ich mit glasigen Augen zurück zu den Landungsbrücken fuhr.
*featuring: mein dein tag, ganz leicht, ein hotdog unten am hafen, 4h vor elbe 1, wahr und gut und schön und das lied mit dem gin, dessen namen mir grade nicht einfällt by element of crime
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